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Der Livadia Palast auf Jalta

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Die Weinpresse

 

 

 

Der Stollen von Massandra

Geschichte des Weingutes

 

Jalta ist der wohl berühmteste Ort auf der Halbinsel Krim, dem südlichsten Zipfel des russischen Reiches im Schwarzen Meer.

Im Februar 1945 trafen sich dort Stalin, Roosevelt und Churchill und tagten im Livadia Palast, dem ehemaligen Sommersitz des Zaren. Churchill wohnte damals im benachbarten Alupka Palast, dem maurischen Traumschloss des Grafen Woronzow.

Michail Woronzow, Generalgouverneur Bessarabiens, einschließlich der Krim, damals einer der reichsten Männer des russischen Reiches und Besitzer riesiger Ländereien, hatte Alupka unter ungeheuerem Aufwand zwischen 1828 und 1847 erbauen lassen. Er ließ damals die ersten Weinberge anlegen und importierte für die Krim neue Rebsorten, wie Sémillon, Aligoté, Pedro Ximenez und Cabernet Sauvignon.

Im benachbarten Dörfchen Massandra ließ sich einige Jahre später, zwischen 1894 und 1897, Zar Nikolaus II. in der Nähe seines Sommerpalastes Livadia, angeregt durch die Aktivitäten seines Nachbarn Woronzow, sein eigenes Weingut bauen.

Bergarbeiter trieben tiefe Stollen in den Felsen; auf drei Ebenen befinden sich jeweils sieben Stollen mit idealen Lagerbedingungen: Die Temperatur variiert um weniger als 1 Grad bei konstanten 13 bis 14 Grad Celsius und einer natürlichen Luftfeuchtigkeit von 90-95%.

Die Fässer werden aus Eichen der Umgebung gebaut, sind meist 20 - 40 Jahre alt, einige jedoch bedeutend älter. Sie werden nicht regelmäßig ausgetauscht, sondern nur wenn notwendig, repariert. Die Vinifikationsmethoden in Massandra entsprechen in sehr traditioneller Weise denen von Port, Sherry und Madeira in den entsprechenden Ländern.

1897 wurden in Massandra von Graf Woronzow und Fürst Golizyn die ersten Versuche unternommen, für den Hof des Zaren die begehrten "edelsüßen" Weine zu produzieren, wobei man zunächst daran dachte, die Weine des damals hochbegehrten Chateau d'Yquem zu kopieren, ebenso ungarischen Tokajer, Port, Sherry und Madeira.

Man erkannte sehr bald, dass sich Klima und Boden zwar auf das vorzüglichste für die Rebsorten der westeuropäischen Vorbilder eigneten, realisierte jedoch, dass die kräftigen, gehaltvollen Weine durchaus einen eigenen Charakter entwickelten.

Noch unter der Verwaltung des Fürsten Golizyn war 1898 ein sehr fähiger Mann, Alexander Alexandrowitsch Yegorow, nach Massandra berufen worden. Er überstand die Revolution von 1917 und wurde 1936 trotz seiner vorrevolutionären Vergangenheit wieder Leiter von Massandra.

Sein Enkel Yuri Yegorow ist heute in dritter Generation Chef der Weinkellereien, nach seinem Vater Dimitri, der allerdings 1937 vom NKDW hingerichtet worden war, und seiner Mutter Tatjana. Voller Stolz durfte er in London seine Weine präsentieren. Diese erstaunliche Familientradition überstand nicht nur die Revolution, sondern bis auf den heutigen Tag auch den sowjetischen Verwaltungsapparat - ein großer Glücksfall für Massandra.

Der Familie Yegorow ist in erster Linie nicht nur die außerordentlich beeindruckende Qualität der Weine durch das Festhalten an den traditionellen Vinifikationsmethoden zu verdanken, sondern auch das Überleben des reichen Flaschenlagers, das im Laufe der Geschichte öfters hätte verloren gehen können.

Bis zur Revolution im Oktober 1917 waren die Weine in Massandra sicher. Als Mitte Januar 1918 die Bolschewiken die Sowjetmacht gesichert hatten, blieben Massandra und die Krim unter weißrussischer Kontrolle. Heftige Kämpfe folgten mit den englisch-französischen Interventionstruppen der russischen Konterrevolution. Während dieser Zeit blieben die Weine verschont, weil man die Zugänge zu den Stollen zugemauert hatte. Als im November 1920 die Rote Armee die Kontrolle auf der Krim übernahm, fand man das Flaschenlager kurz danach unversehrt vor. 1922 wurden die Weinvorräte aller Paläste des Zaren von Moskau, St. Petersburg und Livadia auf Geheiß Stalins nach Massandra gebracht und blieben dort unter Verschluss. Man nahm bald die Produktion mit der gewohnten strengen Qualitätskontrolle wie zu Zeiten der Romanows wieder auf, so dass heute in den Beständen in Massandra nur eine kurze Lücke in den zwanziger Jahren zu verzeichnen ist.

Anfang 1941 rechnete man bereits mit einer möglichen Gefährdung des Weingutes durch die vorrückenden deutschen Truppen. Alexander Yegorow begann damit, die Schätze des Kellers für eine Evakuierung vorzubereiten. Die letzte Ladung verließ Massandra zusammen mit Yegorow am 21. September 1941. Die deutsche Invasion der Krim begann am 8. November. Der Inhalt des Kellers war an drei verschiedenen Orten versteckt worden und kehrte Ende 1944 nach Massandra zurück. Als dann im Februar 1945 die Konferenz von Jalta dort stattfand, befand sich alles wieder wie gewohnt in den Stollen; wie zu Zeiten des Zaren.